Beratung in der Pflege

Beruflich Pflegende haben einen besonders dichten Kontakt zu Patienten, Bewohnern und Angehörigen. Pflegende sind hĂ€ufig die ersten Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen und Sorgen. Zudem stellen Berufspflegende die grĂ¶ĂŸte Gruppe im Gesundheitswesen – ohne Interaktion und Beziehungsaufnahme ist Pflege nicht möglich.
Pflege ist einerseits direkte körperliche Hilfe, anderseits unterstĂŒtzt Pflege aber auch im seelischen, sozialen und spirituellen Bereich, damit der Kranke wieder in die Lage kommt, sich selbst zu versorgen. Oft wird Pflege auf eine Aneinanderreihung von TĂ€tigkeiten reduziert, die stets notwendige kommunikative Arbeit gilt als Beiwerk. In der Tat geschehen Beratungsanfragen von Patienten/Angehörigen oft handlungsbegleitend, wĂ€hrend anderer TĂ€tigkeiten. Das Spektrum ist weit, von kurzen Informationen bis hin zu tiefgehenden existentiellen Sorgen.

Beratungskonzepte fĂŒr die Pflege mĂŒssen die Spezifika dieses Settings berĂŒcksichtigen. Ganz allgemein geht es ja bei Beratung darum, gemeinsam dialogisch vorzugehen, um eine fĂŒr den Klienten geeignete Lösung zu finden. Dazu muss der Berater lernen, „in den Schuhen des Anderen zu gehen“. Insgesamt nimmt in unserer komplexen Lebenswelt der Beratungsbedarf zu. Sehr viele Berufe haben (auch) einen Beratungsauftrag, auch hier mĂŒssen jeweils die Besonderheiten geklĂ€rt werden.
Bisher wurden psychotherapeutische oder pĂ€dagogische BeratungsansĂ€tze in die Pflege ĂŒbertragen, wenn Beratung allerdings als „HauptgeschĂ€ft“ vollzogen wird, sind die Bedingungen ganz anders. Berater und Klient vereinbaren einen Termin, treffen sich in einer ruhigen Umgebung und haben ausreichend Zeit, sich zu verstĂ€ndigen.

Im Pflegesetting geschieht die Anfrage durchaus wĂ€hrend anderer TĂ€tigkeiten, oft ist kaum Zeit, um auf den Klienten einzugehen. Möglicherweise ist aber gerade die „ BeilĂ€ufigkeit“ wichtig, um die Hemmschwelle zu senken – und: die Ratsuchenden wĂ€hlen ihren GesprĂ€chspartner damit selbst aus.
In psychologisch-pĂ€dagogischen Beratungen muss erst eine Beziehung aufgebaut werden, Pflegende genießen meistens Vertrauen. Andererseits muss auf Beratungsanfragen „ad-hoc“ eingegangen werden, es kommt auch vor, dass Patienten mehrere „Berater“ involvieren.
„Verzögern“ GesprĂ€che die TĂ€tigkeitsablĂ€ufe mĂŒssen Pflegende dies rechtfertigen. GesprĂ€chen mit Patienten/Angehörigen kommt oft kein hoher Stellenwert zu, das GesprĂ€chsverhalten der Pflegenden ist höchst unterschiedlich (ebenso wie die Angebote in Aus-und Weiterbildungen zur GesprĂ€chskompetenz).
Es ist auch wenig sinnvoll, ein antrainiertes GesprĂ€chsverhalten „abzuspulen“. Wichtig, scheint, dass die Pflegenden lernen, sich selbst (in GesprĂ€chen) wahrzunehmen und ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren. In GesprĂ€chen ist das wichtigste „Werkzeug“ die Person des Beraters selbst. Aus diesem Grund weisen die Wittener Werkzeuge auch fĂŒnf Aspekte auf, die sich im Sinne der Selbstpflege exklusiv an den Berater richten.